77 meditative Impulse für Schule, Gottesdienst und Gemeinde

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Meditation ist Suche nach sich selbst. Meditation will die Sammlung des Menschen für eine wichtige Sache. Wer sich auf Meditation einläßt, sucht Erfahrung und nicht Wissen; sucht Betrachtung und nicht Konzentration. Meditation ist daher mehr ein verweilendes Staunen und kein vom Willen beeinflußtes Nachdenken. Zu Buddha kam einst eine Frau und fragte ihn, wie sie meditieren sollte. Er empfahl ihr, sich ständig bewußt zu sein, was sie mit ihren Händen mache: Wenn sie Wasser aus dem Brunnen schöpfe, eine Blume pflücke oder Brot backe. Der Theologe und Zen-Spezialist Alan Watts hat das für westlich-orientierte Menschen so ausgedruckt: "Die Kunst des Meditierens ist eine Art, wie wir mit der Wirklichkeit in Verbindung treten können. Und der Grund zum Meditieren ist die Tatsache, daß die meisten Menschen mit der Wirklichkeit nicht in Verbindung stehen". Mit diesem praktischen Hintergrund wird mit diesen Kurzmeditationen der Versuch gemacht, unseren täglichen Begegnungen, den Dingen und Geheimnissen der Welt auf den Grund zu gehen, weil alles, was ist, einen Grund und einen Namen hat.
77 Symbole, denen wir oft im tagtäglichen Leben begegnen, werden in anschaulicher und lebendiger Form aufbereitet. In den meisten Fällen werden die Teilnehmerinnen aktiv mit einbezogen und es werden häufig gestalterische Elemente verwendet.

Insgesamt setzen sie daher eine gewisse Akzentuierung gegen östliche Meditationsausrichtungen, die häufig von "Versenkung und Stille" geprägt sind und das Ziel haben, das "Nichts" zu erreichen.

Diese Kurzmeditationen sind auch nicht für Einzelübungen ausgerichtet, vielmehr setzen sie kleine bis mittelgroße Gruppen ab dem 10. Lebensjahr voraus. Die Kurzkapiteln am Anfang dieses Buches sollen dazu verhelfen, daß die Meditationen für alle einen hohen persönlichen Gewinn bringen.

Vor allem aber sind diese Kurzemeditationen nicht auf hochgeistige Auseinandersetzung und tiefe Versenkung ausgerichtet. Vielmehr beabsichtigen sie das, was Evagrius Ponticus treffend so formuliert: "Willst du Gott erkennen, so lerne dich vorher selbst kennen." Wenn ich wichtige Dinge des Lebens aufgreife und - wenn auch nur für kurze Zeit - für mich herhole, dann werde ich in meine Wahrheiten geführt, denn in meinen Gedanken spricht Gott zu mir.

nach Anselm Grün Josef Griesbeck. 1996 Herder, ISBN: 3-451-26096-4

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